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Zu Beginn …

Wenn wir, die Freiwilligen der Gedenkstätte Buchenwald, morgens mit dem Bus an unserer Arbeitsstelle ankommen, ist das erste, was wir sehen, ein großer Parkplatz und gelb angestrichene Gebäude. Der Parkplatz war früher Exerzierplatz für die SS, die gelben Gebäude ihre Unterkünfte. Geht man etwas weiter, kommt man zum ehemaligen Lagertor von Buchenwald, dahinter erstreckt sich das einstige Häftlingslager. Mitten in diesem historisch belasteten Ort arbeiten wir täglich acht Stunden – und das für ein ganzes Jahr. Was hat uns dazu bewegt? Was werden wir in dieser Zeit lernen? Wie sieht unsere Arbeit aus? Was beschäftigt uns tagtäglich hier in Buchenwald, umgeben von Zeugnissen der Geschichte?

Auf diese Fragen werden wir versuchen, in unserem Blog Antworten zu liefern. Wir, Sophia und Franka, möchten ein Jahr lang über unsere Arbeit als FSJler an der Gedenkstätte Buchenwald berichten, über die Themen, mit denen wir hier konfrontiert sind, die Ereignisse, die wir miterleben und Einsichten, die wir gewinnen. Der Blog soll ein Medium sein für unseren eigenen Prozess des Lernens, Wissens und Verstehens. In unseren Texten wollen wir thematische Auseinandersetzung und inhaltlichen Input mit eigenen Reflexionen und persönlichen Erfahrungen kombinieren. Es ist der Versuch einer Konservierung von Erlebnissen, die unseren Freiwilligendienst kennzeichnen und prägen werden – diese Stücke unseres Werdegangs sollen jedoch nicht einzig Teil unserer persönlichen Gedanken und Angelegenheiten bleiben, sondern vielmehr Platz auf diesem Forum finden. Da mag sich die Frage stellen, warum wir all dies tun – Wird es überhaupt jemanden interessieren? Warum möchte man derartige Dinge teilen und Einblicke gewähren? Und warum soll es ein Blogformat sein? 

Wir beide haben uns recht lang mit der Entstehung von Idee und Konzeption befasst, bereits einiges diskutiert und viele Eventualitäten durchgekaut. Letztendlich bewog uns aber ein Gedanke entscheidend dazu, dieses Projekt, dessen Entwicklung und Ausgang noch niemand kennt, zu realisieren. Wir möchten mit dem Blog jedem Interessierten die Möglichkeit geben, das Thema rund um das ehemalige KZ Buchenwald zu ergründen, aus unserer Perspektive Sachverhalte anschaulich, begreiflich und nahbarer gestalten, aufklären, Menschen an unseren Erkenntnissen teilhaben lassen, Interesse wecken, wo es vielleicht noch schlummert. In allererster Linie machen wir dies aber für uns. Es gibt uns Raum, all das, womit wir uns in unserer Arbeit auseinandersetzen, festzuhalten, zu dokumentieren und so zu reflektieren. Und wer weiß, vielleicht hilft gerade dies auch anderen, Berührungsängste, Fehleinschätzungen und Unwissen ein Stück weit zu beseitigen. 

Buchenwald ist aktuell, so wie es auch die Zeit des Nationalsozialismus ist – weil wir uns doch immer noch mit Vergangenheitsbewältigung rumschlagen, mittlerweile jedoch eine facettenreiche Gedenk- und Erinnerungskultur entstanden ist. Es ist wichtig, diese Zeit präsent zu halten und gerade auch jüngeren, von jenen Tagen weit entfernten Generationen Möglichkeit zur Beschäftigung mit diesem Thema zu geben – quasi von Jüngeren für Jüngere. Wir beiden Freiwilligen leisten somit unseren eigenen Beitrag zur Gedenkstättenarbeit mit der Hoffnung, diese gegebenenfalls zu bereichern und somit integrierter Teil der Arbeit in der Gedenkstätte Buchenwald zu werden.
 
Sophia und Franka



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Lagertor von Buchenwald

Foto: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
 
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Gebäude am Parkplatz der Gedenkstätte Buchenwald: E
hemalige SS-Kasernen, zwei davon werden heute als Büros und Internationale Jugendbegegnungstätte genutzt, rechts daneben befindet sich die Besucherinformation und ein Museumscafé
Foto: Katharina Brand. Gedenkstätte Buchenwald